Samstag, 26. November 2016

Die Opferung der kulturellen Identität - ein neues Heilsrezept,

eine Form der Werksgerechtigkeit oder eine Ersatzreligion?



Die christlichen Länder werden derzeit von verschiedenen Seiten unter Druck gesetzt, soviele Flüchtlinge als möglich aufzunehmen. Der Philosoph Stefan Gosepath sieht eine "Verpflichtung" dazu, den eigenen Wohlstand zu teilen und sogar, die eigenen Lebensmöglichkeiten zu beschneiden, um den Notleidenden zu helfen, schränkt jedoch ein: "...wenn der Ausnahmezustand nicht auf Dauer gestellt ist.“(1)
Auch verschiedene kirchliche Stimmen melden sich zu Wort. Nun können wir unser Christsein endlich unter Beweis stellen! (2)

Wir wollen diese Herausforderung im Licht des Evangeliums näher betrachten:
In Lukas 10, 25-28 lesen wir: "Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie lieset du? Er antwortete und sprach: Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du leben."
Die 10 Gebote, deren Zusammenfassung der Schriftgelehrte hier gab, bilden die Grundlage an Mit-Menschlichkeit, Respekt und Würde in der Schöpfungsodrnung durch die das Universum bestehen und auf der sich wahre Liebe entfalten kann.
Mit ihnen hat Gott die Zusage von Leben und Zukunft verheissen (vgl. 5.Mose 30, 15-20).
Dementsprechend kann kein Gebot ohne die anderen, bzw. aufkosten eines anderen verwirklicht werden. Gemeinsam stellen sie vielmehr den Rahmen dar, in dem Leben in der Würde der Gotteskinder möglich ist.

Allen Geboten aber ist zueigen, daß sie auf Freiwilligkeit beruhen. Das Leben in der Gotteskindschaft ist niemals etwas, das jemandem aufgezwungen werden kann.
Weltliche Stimmen sind sich darüber mehr als einig und verurteilen zuweilen Bekehrungsversuche auf das Heftigste - wenngleich es absolut legitim ist, eine frohe Botschaft zu verkünden, über Glaubensinhalte zu informieren, solange dem Adressaten die Freiheit gegeben wird, ob er diese annehmen oder überhaupt anhören will.
Jede Ideologie, jede Partei, jede Weltanschauung praktiziert dies selbstverständlich.
In jeder Gemeinschaft wo Menschen zusammenleben gibt es Regeln, die zumeist von den Gliedern der Gemeinschaft selbst festgelegt werden. In jedem Staat gibt es Gesetze, die die Voraussetzung für ein menschenwürdiges Zusammenleben schaffen, die Unrecht und Gewalt verhindern und so den einzelnen Menschen schützen. Die gesetzlich verankerte Unterstützung der schwächeren Glieder durch die Gemeinschaft ist eine Errungenschaft der westlichen Zivilisation die im Sinne der Menschenrechte absolut befürwortet werden muß und biblisch begründet werden kann; ja, wie wir wissen, ihren Ursprung in der christlichen Prägung unserer Kultur durch die früh entstandenen caritativen Orden und Vereinigungen hat.

Aus vielen Worten der Bibel können wir herauslesen, daß die Barmherzigkeit mit Benachteiligten  wie selbstverständlich zum Wesen des von Christus erlösten Menschen gehört.
Ein Verpflichtung zur Selbstaufopferung, welche die eigene Existenz und Identität gefährdet ist jedoch mit dem Wort Gottes kaum zu rechtfertigen.

Jesus sagt:" Die größte Liebe hat, wer sein Leben hingibt für seine Freunde" (Johannes 15,13). Eine solche Tat kann also nur aus Liebe geschehen, niemals auf Anordnung oder durch Zwang.
Eine zwanghafte Verpflichtung zur Nächstenliebe führt im besten Fall zu einer Werksgerechtigkeit, die durch Leistung das Heil verspricht - oder aber zur völligen Ablehnung eines Gottes, der knechtet und überfordert; nicht aber zum "neuen Menschen in Christus", der aus eigener Entscheidung und freudig gibt, weil er selbst überreich von Christus beschenkt worden ist.

Zuweilen vernimmt man auch den Apell an das schlechte Gewissen aufgrund der Verbrechen des Dritten Reiches, die uns dazu verpflichten würden, selbstlos und unbegrenzt Flüchtlinge und Migranten aufzunehmen. Dieses Argument sollte nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Die Bibel sagt uns, daß jeder Mensch schuldig wird in seinem Leben und Grund hat, mit anderen barmherzig zu sein - nicht um die eigenen Sünden abzuarbeiten, weil wir dazu nicht in der Lage sind - sondern aus Dankbarkeit für die von Gott empfangene Barmherzigkeit (Matthäus 18,21-35).
Auch diese Art der Barmherzigkeit mit anderen - im Bewußtsein der eigenen Schuld - kann also nur freiwillig und in Dankbarkeit Gott gegenüber geschehen. Die Vergebung der Sünden passiert nicht durch unsere guten Werke, sondern allein durch die bedingungslose Liebe Jesu, durch Seine stellvertretende Sühne für unsere Sünden. Die Erfahrung dieser Vergebung in der Begegnung mit IHM, dem Erlöser, muß also der erste Schritt sein, der in keinem Fall fehlen kann;  nicht die Forderung nach Werken, denn dies wäre eine Verdrehung des Evangeliums. Nur Erlöste können die Barmherzigkeit Gottes weitergeben!
Dies darf natürlich nicht verwechselt werden mit begründeter Wiedergutmachung von konkreter Schuld an konkreten Opfern, die auf jeden Fall berechtigt ist, im Unterschied zur Forderung von unbegrenzter Abarbeitung von Vorfahrenschuld. 

Das Bewußtsein der Schuld ist jedoch im Menschen vorhanden, verdeckt und übertönt durch die Vergnügungs- und Genußgesellschaft. Es äußert sich in manchen selbstzerstörerischen Erscheinungen unserer Kultur: Flucht aus der Realität mit gleichzeitiger Sellbstzerstörung durch Alkohol- und Drogensucht; Jugendliche, die sich selbst verletzen; Magersucht, usw. Dies alles ist natürlich auch ein Ausdruck des fehlenden Lebenssinnes und der Verzweiflung an der gnadenlosen Realität einer Leistungsgesellschaft, in der Geborgenheit, Halt und Liebe kaum gefunden werden können und auch angesichts von Hass und Gewalt im alltäglichen Weltgeschehen.
Der Traum vom guten Menschen und von universeller Brüderlichkeit erwacht in diesen Tagen neu und gibt uns eine Gelegenheit, unsere Mitmenschlichkeit unter Beweis zu stellen, unseren Selbstwert zu heben und unser tief innen liegendes Schuldbewußtsein wirksam zu kompensieren, gegebenenfalls auch ohne daß wir (als Menschen einer aufgeklärten humanistischen Gesellschaft ) von Sünde oder von Gottes Geboten etwas wissen wollen. Wir können endlich zeigen, daß wir gut sind - mit oder ohne Gott - und gehen dabei bis zur Selbstzerstörung, bzw. zur Zerstörung unserer Kultur.

Aber - so fragen sich manche - ist es nicht der Plan Gottes, daß viele Menschen, die vom Christentum noch nie etwas gehört haben, durch die Flucht in die westlichen Länder die Möglichkeit haben, zum christlichen Glauben zu finden? Nun - wenn sie hier den christlichen Glauben vorfinden, dann besteht die Möglichkeit dazu.
Doch wie sehr ist unsere Gesellschaft noch vom christlichen Glauben geprägt und was investieren wir, um christliche Werte zu erhalten ?
Auch Länder wie Ägypten waren einst christlich und sind durch Einwanderung zu mehrheitlich muslimischen Ländern geworden, in denen Christen nun eine bedrängte Minderheit sind.

"Denn Barmherzigkeit rettet vor dem Tod und reinigt von jeder Sünde." lesen wir in Tobit 12,9 (Einheitsübersetzung). Hier haben wir also ein geistliches Gesetz, das uns tatsächlich mit der Wahrheit Gottes in Verbindung bringt und uns infolgedessen inneren Sinn verleiht.
Es ist sehr erfreulich, die spontane Hilfsbereitschaft vieler Menschen zu sehen - und durchaus ein Hoffnungszeichen in unserer Wohlstandsgesellschaft, wo sich so vieles nur ums eigene Vergnügen oder die eigene Selbstverwirklichung, die Karriere, u.ähnl. dreht.
Aber aus rein menschlichen Kräften und ohne die Weisheit Gottes den gegebenen Herausforderungen begegnen zu wollen, kann am Ziel vorbeigehen..... Dann nämlich, wenn wir mehr uns selbst und unsere Vorstellungen einer heilen Welt verwirklichen, als am Heilsplan Gottes mitzuwirken, Der in Seiner umfassenden Weisheit alle Faktoren einschließt und Dessen Sichtweise nicht so begrenzt ist wie unser menschliches Denken und Planen.
Wieviele Male schon wurde versucht, durch von Menschen erdachte Ideologien und Gesellschaftssysteme das Paradies auf Erden zu schaffen?

Wenn manche heute, die sich als Lenker der Geschicke von Völkern verstehen, in der Vermischung der Rassen den Heilsweg schlechthin zur Beseitung jeder Ungerechtigkeit und damit jedes Krieges sehen, so verfolgen sie eine Idee, die auf menschlichen Überlegungen beruht und jede geistliche Dimension vermissen läßt. (3) Sie verkennen den Ursprung von Hass und Gewalt und meinen, durch das Beseitigen der Unterschiede werden alle Ursachen für Neid, Benachteiligung usw. automatisch verschwinden.



Gott hat die Vielfalt und Unterschiedlichkeit in der Schöpfung als Reichtum geschaffen und jedes Wesen, jede Nation, jede Rasse ist in Seinen Augen wertvoll.
Erst der Mensch, indem er sich über den anderen erhebt, zerstört die von Gott geschaffene Harmonie, in der einer den anderen mit seiner Eigenart ergänzt.
Dazu braucht es, wie wir nur zu gut wissen, keine verschiedenen Rassen oder Religionen. Neid, Zwietracht und Streit beginnen im kleinsten Kreis der eigenen Familie, unter Gleichgesinnten und Angehörigen eines Volkes.
Nicht die Gleichmachung aller Menschen kann daher das Problem lösen, sondern nur die Rückkehr des Menschen in die Ordnung, die Gott, Dessen Wesen die Liebe ist, dieser Schöpfung in Seiner Weisheit gegeben hat.
Auch eine "Welteinheitsreligion" wird dies nicht erreichen: abgesehen davon daß durch eine  solche, Religion zu dem degradiert würde, was viele Nicht-Gläubige davon halten: eine menschliche Erfindung, die nach Belieben gestaltet und verändert werden kann, um ein transzendentes Bedürfnis des Menschen zu stillen, doch ohne tatsächlichen geistlichen Hintergrund. (4)
Ohne Gott oder gegen Gottes Gebote sind all diese Versuche zum Scheitern verurteilt.
Ja, immer wieder hat sich herausgestellt, daß der Mensch zum grausamen Unterdrücker wird, indem er seinen Plan der heilen Welt um jeden Preis durchsetzen will und andere dazu verpflichtet.
Die Verzerrung von Gottes Wort, die den Menschen nicht zum Handeln aus Liebe in eigener Entscheidung befreit, sondern knechtet und ihm schwere Lasten auferlegt, kommt nicht von Gott.

Im Alten Testament lesen wir, daß das Volk Gottes von seinem Überfluss den Bedürftigen geben soll; z.B. 5.Mose 24, 19-22   (das Überlassen der Nachlese vom Acker, vom Ölhain, vom Weinberg an den Fremdling, den Waisen und die Witwe); aber niemals, daß es die eigene Kultur aufgeben soll, um ein anderes Volk zu retten. Im Gegenteil - Gott ist darauf bedacht, daß die ersten Gebote, die die Beziehung zu Gott betreffen, streng eingehalten werden, da sein Volk sonst nicht nur für die Nationen kein Segen mehr sein könnte, wozu ER es jedoch berufen hat, sondern auch selbst von denselben Nöten getroffen würde, wie jene, die die Gebote Gottes, die "geistlichen Grundpfeiler des Universums", mißachten.

(Eine Zusammenschau von Bibelstellen zum Thema Ausländer und Flüchtlinge ist im Aufsatz von Prof. Dr. Markus Zehnder "Umgang mit Fremden in der Bibel" zu finden. (5) )

Anders gesagt: ohne Gott können auch die Gebote Gottes, die das mitmenschliche Leben betreffen nicht eingehalten werden. Sie würden bestenfalls noch eine Zeitlang als reine Leistung erfüllt und dann unter dem Druck der Belastung mehr und mehr aufgegeben werden.
Wir können daraus ersehen, daß die Frage nach der Leistungsfähigkeit, nach den Belastungsgrenzen vor Gott durchaus berechtigt ist. Gott möchte nicht, daß Sein Volk zerstört wird, sondern, daß es für andere zum Segen wird.
Hier muß man die persönliche Entscheidung jedes einzelnen absolut respektieren und anerkennen, was bereits geleistet wird!
Auch die Frage nach der Effektivität und Sinnhaftigkeit unserer Hilfeleistung muß unbedingt berückstichtigt werden. Sind wir in der Lage, Migranten aus allen Teilen der Welt aufzunehmen, weil ihnen möglicherweise unrealistische Dinge versprochen wurden, von Menschen, die ihr Geschäft damit machen riesige Summen für die Reise zu verlangen? Diese Frage muß erlaubt sein. Oder müssen wir zuerst unsere Energie dafür einsetzen, jenen zu helfen, die wirklich vom Tod bedroht sind und unter Lebensgefahr fliehen müssen? Können wir es den wirklich Bedrohten zumuten, daß sie hier wieder das Ziel von Verfolgung werden? Müssen nicht die echten Nöte der Hilfesuchenden im Vordergrund stehen, statt dem Beweis unserer Gutmenschlichkeit um jeden Preis?
Gott traut uns diese Entscheidungsfreiheit zu - vor IHM müssen wir auch Rechenschaft ablegen. Durch wahre Umkehr und Erneuerung des Geistes werden wir zu selbständigen Mitarbeitern Gottes befreit, nicht zu Knechten, die taub und stumm endlos ihre Schuld sühnen müssen. Wir können und dürfen überlegen, wie unsere Hilfe effektiv und sinnvoll ist und den wirklich Notleidenden zugute kommt. Das konnten wir schon seit Jahrzehnten, seit wir wissen, daß täglich 24.000 Menschen in Dritte Welt Ländern den Hungertod sterben.
Warum hat man uns nicht dazu verpflichtet, daß wir wenigstens weniger Lebensmittel wegwerfen, um statt dessen diese Menschen vor dem Verhungern zu retten? Vermutlich weil sich damit kein Geschäft machen läßt.

Grenzen zu haben ist keine Straftat! Jeder lebende Organsimus hat Grenzen, sonst würde er auseinanderfallen und wäre nicht lebensfähig. Jeder etwas komplexere Organismus, wie der menschliche Körper, hat auch ein Immunsystem.
Tatsächlich ist die Schöpfungsordnung Gottes so konzipiert, daß sie den Schutz vor Bedrohungen vorsieht.
Vielleicht wird ein solches Immunsystem im neuen Paradies nicht mehr nötig sein. Doch soweit sind wir noch nicht. Und wir werden nicht auf unseren eigenen Wegen und mit unseren Plänen dahin kommen, wenn wir vorausnehmen wollen, was noch nicht gewachsen ist; ohne Umkehr und Wandel der Herzen, ohne Abkehr von der Sünde. Dann, wenn das Lamm beim Löwen liegt, werden keine Vorsichtsmaßnahmen mehr nötig sein. Wollen wir das aber erzwingen, wird das Lamm zerrissen werden.
Das Paradies ist nicht mit menschlichen Mitteln und Methoden herzustellen - auch diesmal nicht - sondern nur auf dem Heilsweg Gottes.


1) http://www.focus.de/politik/deutschland/kontroverse-these-philosoph-darum-sind-wir-verpflichtet-unser-eigenes-glueck-fuer-fluechtlinge-zu-opfern_id_5523310.html
2) http://www.konjunktion.info/2015/04/geopolitik-die-globalisierung-als-schluessel-der-weltweiten-us-dominanz/
3) https://www.lucistrust.org/de/world_goodwill
4) Prof. Dr. Markus Zehnder, Umgang mit Fremden in der Bibel:
https://www.erf.de/data/files/content.sources.r.erfplus.miteinander/515755.pdf?PHPSESSID=dc3e0892636ecaf66961bb818a2de824


Einige Bibelstellen:
2.Mose 20,10 "Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat."
2.Mose 22, 20 "Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen."
4.Mose 15,15 u. 16 "Für euch und für die Fremden, die bei euch leben, gilt ein und dieselbe Regel; das soll bei euch als feste Regel des Herrn gelten, von Generation zu Generation, für euch ebenso wie für den Fremden: Gleiches Gesetz und gleiches Recht gilt für euch und für die Fremden, die bei euch leben."

eine Form der Werksgerechtigkeit oder eine Ersatzreligion?



Die christlichen Länder werden derzeit von verschiedenen Seiten unter Druck gesetzt, soviele Flüchtlinge als möglich aufzunehmen. Der Philosoph Stefan Gosepath sieht eine "Verpflichtung" dazu, den eigenen Wohlstand zu teilen und sogar, die eigenen Lebensmöglichkeiten zu beschneiden, um den Notleidenden zu helfen, schränkt jedoch ein: "...wenn der Ausnahmezustand nicht auf Dauer gestellt ist.“(1)
Auch verschiedene kirchliche Stimmen melden sich zu Wort. Nun können wir unser Christsein endlich unter Beweis stellen!

Wir wollen diese Herausforderung im Licht des Evangeliums näher betrachten:
In Lukas 10, 25-28 lesen wir: "Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie lieset du? Er antwortete und sprach: Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du leben."
Die 10 Gebote, deren Zusammenfassung der Schriftgelehrte hier gab, bilden die Grundlage an Mit-Menschlichkeit, Respekt und Würde in der Schöpfungsodrnung durch die das Universum bestehen und auf der sich wahre Liebe entfalten kann.
Mit ihnen hat Gott die Zusage von Leben und Zukunft verheissen (vgl. 5.Mose 30, 15-20).
Dementsprechend kann kein Gebot ohne die anderen, bzw. aufkosten eines anderen verwirklicht werden. Gemeinsam stellen sie vielmehr den Rahmen dar, in dem Leben in der Würde der Gotteskinder möglich ist.

Allen Geboten aber ist zueigen, daß sie auf Freiwilligkeit beruhen. Das Leben in der Gotteskindschaft ist niemals etwas, das jemandem aufgezwungen werden kann.
Weltliche Stimmen sind sich darüber mehr als einig und verurteilen zuweilen Bekehrungsversuche auf das Heftigste - wenngleich es absolut legitim ist, eine frohe Botschaft zu verkünden, über Glaubensinhalte zu informieren, solange dem Adressaten die Freiheit gegeben wird, ob er diese annehmen oder überhaupt anhören will.
Jede Ideologie, jede Partei, jede Weltanschauung praktiziert dies selbstverständlich.
In jeder Gemeinschaft wo Menschen zusammenleben gibt es Regeln, die zumeist von den Gliedern der Gemeinschaft selbst festgelegt werden. In jedem Staat gibt es Gesetze, die die Voraussetzung für ein menschenwürdiges Zusammenleben schaffen, die Unrecht und Gewalt verhindern und so den einzelnen Menschen schützen. Die gesetzlich verankerte Unterstützung der schwächeren Glieder durch die Gemeinschaft ist eine Errungenschaft der westlichen Zivilisation die im Sinne der Menschenrechte absolut befürwortet werden muß und biblisch begründet werden kann; ja, wie wir wissen, ihren Ursprung in der christlichen Prägung unserer Kultur durch die früh entstandenen caritativen Orden und Vereinigungen hat.

Aus vielen Worten der Bibel können wir herauslesen, daß die Barmherzigkeit mit Benachteiligten  wie selbstverständlich zum Wesen des von Christus erlösten Menschen gehört.
Ein Verpflichtung zur Selbstaufopferung, welche die eigene Existenz und Identität gefährdet ist jedoch mit dem Wort Gottes kaum zu rechtfertigen.

Jesus sagt:" Die größte Liebe hat, wer sein Leben hingibt für seine Freunde" (Johannes 15,13). Eine solche Tat kann also nur aus Liebe geschehen, niemals auf Anordnung oder durch Zwang.
Eine zwanghafte Verpflichtung zur Nächstenliebe führt im besten Fall zu einer Werksgerechtigkeit, die durch Leistung das Heil verspricht - oder aber zur völligen Ablehnung eines Gottes, der knechtet und überfordert; nicht aber zum "neuen Menschen in Christus", der aus eigener Entscheidung und freudig gibt, weil er selbst überreich von Christus beschenkt worden ist.

Zuweilen vernimmt man auch den Apell an das schlechte Gewissen aufgrund der Verbrechen des Dritten Reiches, die uns dazu verpflichten würden, selbstlos und unbegrenzt Flüchtlinge und Migranten aufzunehmen. Dieses Argument sollte nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Die Bibel sagt uns, daß jeder Mensch schuldig wird in seinem Leben und Grund hat, mit anderen barmherzig zu sein - nicht um die eigenen Sünden abzuarbeiten, weil wir dazu nicht in der Lage sind - sondern aus Dankbarkeit für die von Gott empfangene Barmherzigkeit (Matthäus 18,21-35).
Auch diese Art der Barmherzigkeit mit anderen - im Bewußtsein der eigenen Schuld - kann also nur freiwillig und in Dankbarkeit Gott gegenüber geschehen. Die Vergebung der Sünden passiert nicht durch unsere guten Werke, sondern allein durch die bedingungslose Liebe Jesu, durch Seine stellvertretende Sühne für unsere Sünden. Die Erfahrung dieser Vergebung in der Begegnung mit IHM, dem Erlöser, muß also der erste Schritt sein, der in keinem Fall fehlen kann;  nicht die Forderung nach Werken, denn dies wäre eine Verdrehung des Evangeliums. Nur Erlöste können die Barmherzigkeit Gottes weitergeben!
Dies darf natürlich nicht verwechselt werden mit begründeter Wiedergutmachung von konkreter Schuld an konkreten Opfern, die auf jeden Fall berechtigt ist, im Unterschied zur Forderung von unbegrenzter Abarbeitung von Vorfahrenschuld. 

Das Bewußtsein der Schuld ist jedoch im Menschen vorhanden, verdeckt und übertönt durch die Vergnügungs- und Genußgesellschaft. Es äußert sich in manchen selbstzerstörerischen Erscheinungen unserer Kultur: Flucht aus der Realität mit gleichzeitiger Sellbstzerstörung durch Alkohol- und Drogensucht; Jugendliche, die sich selbst verletzen; Magersucht, usw. Dies alles ist natürlich auch ein Ausdruck des fehlenden Lebenssinnes und der Verzweiflung an der gnadenlosen Realität einer Leistungsgesellschaft, in der Geborgenheit, Halt und Liebe kaum gefunden werden können und auch angesichts von Hass und Gewalt im alltäglichen Weltgeschehen.
Der Traum vom guten Menschen und von universeller Brüderlichkeit erwacht in diesen Tagen neu und gibt uns eine Gelegenheit, unsere Mitmenschlichkeit unter Beweis zu stellen, unseren Selbstwert zu heben und unser tief innen liegendes Schuldbewußtsein wirksam zu kompensieren, gegebenenfalls auch ohne daß wir (als Menschen einer aufgeklärten humanistischen Gesellschaft ) von Sünde oder von Gottes Geboten etwas wissen wollen. Wir können endlich zeigen, daß wir gut sind - mit oder ohne Gott - und gehen dabei bis zur Selbstzerstörung, bzw. zur Zerstörung unserer Kultur.

Aber - so fragen sich manche - ist es nicht der Plan Gottes, daß viele Menschen, die vom Christentum noch nie etwas gehört haben, durch die Flucht in die westlichen Länder die Möglichkeit haben, zum christlichen Glauben zu finden? Nun - wenn sie hier den christlichen Glauben vorfinden, dann besteht die Möglichkeit dazu.
Doch wie sehr ist unsere Gesellschaft noch vom christlichen Glauben geprägt und was investieren wir, um christliche Werte zu erhalten ?
Auch Länder wie Ägypten waren einst christlich und sind durch Einwanderung zu mehrheitlich muslimischen Ländern geworden, in denen Christen nun eine bedrängte Minderheit sind.

"Denn Barmherzigkeit rettet vor dem Tod und reinigt von jeder Sünde." lesen wir in Tobit 12,9 (Einheitsübersetzung). Hier haben wir also ein geistliches Gesetz, das uns tatsächlich mit der Wahrheit Gottes in Verbindung bringt und uns infolgedessen inneren Sinn verleiht.
Es ist sehr erfreulich, die spontane Hilfsbereitschaft vieler Menschen zu sehen - und durchaus ein Hoffnungszeichen in unserer Wohlstandsgesellschaft, wo sich so vieles nur ums eigene Vergnügen oder die eigene Selbstverwirklichung, die Karriere, u.ähnl. dreht.
Aber aus rein menschlichen Kräften und ohne die Weisheit Gottes den gegebenen Herausforderungen begegnen zu wollen, kann am Ziel vorbeigehen..... Dann nämlich, wenn wir mehr uns selbst und unsere Vorstellungen einer heilen Welt verwirklichen, als am Heilsplan Gottes mitzuwirken, Der in Seiner umfassenden Weisheit alle Faktoren einschließt und Dessen Sichtweise nicht so begrenzt ist wie unser menschliches Denken und Planen.
Wieviele Male schon wurde versucht, durch von Menschen erdachte Ideologien und Gesellschaftssysteme das Paradies auf Erden zu schaffen?

Wenn manche heute, die sich als Lenker der Geschicke von Völkern verstehen, in der Vermischung der Rassen den Heilsweg schlechthin zur Beseitung jeder Ungerechtigkeit und damit jedes Krieges sehen, so verfolgen sie eine Idee, die auf menschlichen Überlegungen beruht und jede geistliche Dimension vermissen läßt. (2) Sie verkennen den Ursprung von Hass und Gewalt und meinen, durch das Beseitigen der Unterschiede werden alle Ursachen für Neid, Benachteiligung usw. automatisch verschwinden.
Gott hat die Vielfalt und Unterschiedlichkeit in der Schöpfung als Reichtum geschaffen und jedes Wesen, jede Nation, jede Rasse ist in Seinen Augen wertvoll.
Erst der Mensch, indem er sich über den anderen erhebt, zerstört die von Gott geschaffene Harmonie, in der einer den anderen mit seiner Eigenart ergänzt.
Dazu braucht es, wie wir nur zu gut wissen, keine verschiedenen Rassen oder Religionen. Neid, Zwietracht und Streit beginnen im kleinsten Kreis der eigenen Familie, unter Gleichgesinnten und Angehörigen eines Volkes.
Nicht die Gleichmachung aller Menschen kann daher das Problem lösen, sondern nur die Rückkehr des Menschen in die Ordnung, die Gott, Dessen Wesen die Liebe ist, dieser Schöpfung in Seiner Weisheit gegeben hat.
Auch eine "Welteinheitsreligion" wird dies nicht erreichen: abgesehen davon daß durch eine  solche, Religion zu dem degradiert würde, was viele Nicht-Gläubige davon halten: eine menschliche Erfindung, die nach Belieben gestaltet und verändert werden kann, um ein transzendentes Bedürfnis des Menschen zu stillen, doch ohne tatsächlichen geistlichen Hintergrund. (3)
Ohne Gott oder gegen Gottes Gebote sind all diese Versuche zum Scheitern verurteilt.
Ja, immer wieder hat sich herausgestellt, daß der Mensch zum grausamen Unterdrücker wird, indem er seinen Plan der heilen Welt um jeden Preis durchsetzen will und andere dazu verpflichtet.
Die Verzerrung von Gottes Wort, die den Menschen nicht zum Handeln aus Liebe in eigener Entscheidung befreit, sondern knechtet und ihm schwere Lasten auferlegt, kommt nicht von Gott.

Im Alten Testament lesen wir, daß das Volk Gottes von seinem Überfluss den Bedürftigen geben soll; z.B. 5.Mose 24, 19-22   (das Überlassen der Nachlese vom Acker, vom Ölhain, vom Weinberg an den Fremdling, den Waisen und die Witwe); aber niemals, daß es die eigene Kultur aufgeben soll, um ein anderes Volk zu retten. Im Gegenteil - Gott ist darauf bedacht, daß die ersten Gebote, die die Beziehung zu Gott betreffen, streng eingehalten werden, da sein Volk sonst nicht nur für die Nationen kein Segen mehr sein könnte, wozu ER es jedoch berufen hat, sondern auch selbst von denselben Nöten getroffen würde, wie jene, die die Gebote Gottes, die "geistlichen Grundpfeiler des Universums", mißachten.

(Eine Zusammenschau von Bibelstellen zum Thema Ausländer und Flüchtlinge ist im Aufsatz von Prof. Dr. Markus Zehnder "Umgang mit Fremden in der Bibel" zu finden. (4) )

Anders gesagt: ohne Gott können auch die Gebote Gottes, die das mitmenschliche Leben betreffen nicht eingehalten werden. Sie würden bestenfalls noch eine Zeitlang als reine Leistung erfüllt und dann unter dem Druck der Belastung mehr und mehr aufgegeben werden.
Wir können daraus ersehen, daß die Frage nach der Leistungsfähigkeit, nach den Belastungsgrenzen vor Gott durchaus berechtigt ist. Gott möchte nicht, daß Sein Volk zerstört wird, sondern, daß es für andere zum Segen wird.
Hier muß man die persönliche Entscheidung jedes einzelnen absolut respektieren und anerkennen, was bereits geleistet wird!
Auch die Frage nach der Effektivität und Sinnhaftigkeit unserer Hilfeleistung muß unbedingt berückstichtigt werden. Sind wir in der Lage, Migranten aus allen Teilen der Welt aufzunehmen, weil ihnen möglicherweise unrealistische Dinge versprochen wurden, von Menschen, die ihr Geschäft damit machen riesige Summen für die Reise zu verlangen? Diese Frage muß erlaubt sein. Oder müssen wir zuerst unsere Energie dafür einsetzen, jenen zu helfen, die wirklich vom Tod bedroht sind und unter Lebensgefahr fliehen müssen? Können wir es den wirklich Bedrohten zumuten, daß sie hier wieder das Ziel von Verfolgung werden? Müssen nicht die echten Nöte der Hilfesuchenden im Vordergrund stehen, statt dem Beweis unserer Gutmenschlichkeit um jeden Preis?
Gott traut uns diese Entscheidungsfreiheit zu - vor IHM müssen wir auch Rechenschaft ablegen. Durch wahre Umkehr und Erneuerung des Geistes werden wir zu selbständigen Mitarbeitern Gottes befreit, nicht zu Knechten, die taub und stumm endlos ihre Schuld sühnen müssen. Wir können und dürfen überlegen, wie unsere Hilfe effektiv und sinnvoll ist und den wirklich Notleidenden zugute kommt. Das konnten wir schon seit Jahrzehnten, seit wir wissen, daß täglich 24.000 Menschen in Dritte Welt Ländern den Hungertod sterben.
Warum hat man uns nicht dazu verpflichtet, daß wir wenigstens weniger Lebensmittel wegwerfen, um statt dessen diese Menschen vor dem Verhungern zu retten? Vermutlich weil sich damit kein Geschäft machen läßt.

Grenzen zu haben ist keine Straftat! Jeder lebende Organsimus hat Grenzen, sonst würde er auseinanderfallen und wäre nicht lebensfähig. Jeder etwas komplexere Organismus, wie der menschliche Körper, hat auch ein Immunsystem.
Tatsächlich ist die Schöpfungsordnung Gottes so konzipiert, daß sie den Schutz vor Bedrohungen vorsieht.
Vielleicht wird ein solches Immunsystem im neuen Paradies nicht mehr nötig sein. Doch soweit sind wir noch nicht. Und wir werden nicht auf unseren eigenen Wegen und mit unseren Plänen dahin kommen, wenn wir vorausnehmen wollen, was noch nicht gewachsen ist; ohne Umkehr und Wandel der Herzen, ohne Abkehr von der Sünde. Dann, wenn das Lamm beim Löwen liegt, werden keine Vorsichtsmaßnahmen mehr nötig sein. Wollen wir das aber erzwingen, wird das Lamm zerrissen werden.
Das Paradies ist nicht mit menschlichen Mitteln und Methoden herzustellen - auch diesmal nicht - sondern nur auf dem Heilsweg Gottes.



Einige Bibelstellen:


2.Mose 20,10 "Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat."


2.Mose 22, 20 "Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen."


4.Mose 15,15 u. 16 "Für euch und für die Fremden, die bei euch leben, gilt ein und dieselbe Regel; das soll bei euch als feste Regel des Herrn gelten, von Generation zu Generation, für euch ebenso wie für den Fremden: Gleiches Gesetz und gleiches Recht gilt für euch und für die Fremden, die bei euch leben."



1) http://www.focus.de/politik/deutschland/kontroverse-these-philosoph-darum-sind-wir-verpflichtet-unser-eigenes-glueck-fuer-fluechtlinge-zu-opfern_id_5523310.html                          2) http://www.zusammen-gut.de/
3) http://www.konjunktion.info/2015/04/geopolitik-die-globalisierung-als-schluessel-der-weltweiten-us-dominanz/
4) https://www.lucistrust.org/de/world_goodwill
5) Prof. Dr. Markus Zehnder, Umgang mit Fremden in der Bibel:
https://www.erf.de/data/files/content.sources.r.erfplus.miteinander/515755.pdf?PHPSESSID=dc3e0892636ecaf66961bb818a2de824